Geschichte und Entwicklung

"Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele ..."

Diese Worte stammen von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, einer der Gründerväter des genossenschaftlichen Gedankens, der für eine besondere Form der solidarischen Selbsthilfe steht. Neben diesem grundlegenden Wert zeichnet sich die Genossenschaft vor allem auch durch ihr selbstständiges wirtschaftliches Agieren am Markt aus. Dadurch erlangen die Mitglieder eine Unabhängigkeit von beispielsweise staatlichen Subventionen sowie von ausschließlich renditeorientierten Investoren und können so selbstverantwortlich handeln. 

Die Anfänge vor 150 Jahren

Die Genossenschaft als Rechtsform blickt bereits auf eine lange Geschichte zurück. Den Grundstein legten Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch. Sie gründeten unabhängig voneinander die ersten Genossenschaften im Bereich der Landwirtschaft sowie im Handwerk. Sie sind die Vorläufer der heutigen Volks- und Raiffeisenbanken.

Eine bewährte Rechtsform seit 1889

Den rechtlichen Rahmen bildet das Genossenschaftsgesetz. Es existiert bereits seit 1889 und hat bisher nur wenige Änderungen erfahren. Eine wichtige Gesetzesnovellierung trat am 18. August 2006 in Kraft und ermöglichte in Deutschland eine Wiederbelebung der Genossenschaftsidee. Neu ist hierbei auch die Öffnung der Rechtsform für soziale und kulturelle Zwecke.

Seit 1946 in der Bayerischen Verfassung verankert

Auch die bayerischen Verfassungsväter wussten, dass Genossenschaften bei der Entwicklung einer zukunftsfähigen Gesellschaft eine wichtige Rolle spielen. So schrieben sie 1946 in die Bayerische Verfassung den Auftrag an den Staat nieder, den genossenschaftlichen Gedanken zu fördern (Art. 153 BV).

Genossenschaften Heute

Heute haben sich Genossenschaften als beständige Unternehmensform bewährt. Angesichts neuer wirtschaftlicher Herausforderungen, erleben sie derzeit als krisenbeständige Unternehmensform eine Renaissance.

Genossenschaften werden besonders geschätzt, weil sei eine gewisse Bodenständigkeit ausstrahlen und mit gesellschaftlichen Werten korrespondieren. Dies wird gerade nach der globalen Finanzmarktkrise noch deutlicher. So wird an Genossenschaften vor allem die regionale Ausrichtung, die Verfolgung langfristiger Strategien und das Handeln zum Wohl der Mitglieder besonders geschätzt.

Zukunftsinitiative Sozialgenossenschaften

Auch für den sozialen Bereich sind Genossenschaften eine gute Organisationsform, die gerade auch den sozialen Zusammenhalt fördert. Um ihren Aufbau zu unterstützen, hat das Bayerische Sozialministerium 2012 die „Zukunftsinitiative Sozialgenossenschaften“ ins Leben gerufen.

Herzstück der Initiative ist der Expertenrat „Sozialgenossenschaften – selbst organisierte Solidarität“. Beteiligt sind Experten aus allen relevanten Bereichen wie der Wissenschaft, Praxis, Wohlfahrtspflege, den kommunalen Spitzenverbänden und der Politik. Weiterer Bestandteil der Initiative ist die Förderung modellhafter Sozialgenossenschaften durch eine Anschubfinanzierung in Höhe von bis zu 30.000 € pro modellhafter Genossenschaft.

Zudem werden Neugründerinnen und Neugründer nicht nur finanziell, sondern auch inhaltlich bei ihrer Tätigkeit unterstützt. Dazu hat der Expertenrat den Ratgeber "Sozialgenossenschaften in Bayern" entwickelt. Dieser enthält für alle Interessierten hilfreiche Informationen und Praxistipps: Was macht eine Sozialgenossenschaft aus? Für welche Aufgabenstellungen eignen sie sich? Wie baue ich erfolgreich und nachhaltig eine Sozialgenossenschaft auf? Diesen Ratgeber können Sie im Broschürenportal der Staatsregierung bestellen und als PDF herunterladen.

Zukunftsinitiative Sozialgenossenschaften
Prof. Dr. Thomas Beyer, MdL

Portrait Dr. Thomas Beyer„Für die Freie Wohlfahrtspflege in Bayern und ihre Verbände birgt die Netzwerkbildung mit den neu entstehenden Sozialgenossenschaften große Chancen.”


Prof. Dr. Thomas Beyer
Professor für Recht in der Sozialen Arbeit an der Technischen Hochschule Nürnberg
Landesvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Bayern
Mitglied des Expertenrates  "Sozialgenossenschaften - selbst organisierte Solidarität"

 

Bayern fördert Sozialgenossenschaften

Anschubfinanzierung

Für modellhafte Sozialgenossenschaften steht eine Anschubfinanzierung von bis zu 30.000 Euro zur Verfügung.

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