Welche Arten und Typen gibt es?

Sozialgenossenschaften bieten auf unterschiedliche Art und Weise die Möglichkeit, sich auf einer solidarischen Basis gegenseitig zu unterstützen. Diese kann man grundsätzlich in drei Typen aufteilen:

TYP 1: Die Sozialgenossenschaft Betroffener

  • Ein Zusammenschluss von Menschen zur Selbsthilfe und Selbstorganisation.
  • Bewältigen gemeinsam ein soziales Problem (z.B. mangelnde Integration behinderter Menschen in den Arbeitsmarkt).
  • Idealerweise schließen sich dabei Personen (Betroffene) mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten zusammen, um die sozialen Bedürfnisse zu lösen.
  • Ziel ist, neben dem wirtschaftlichen Erfolg, die soziale Integration der Mitglieder.

Ein typisches Beispiel: Die „MutMacherMenschen eG“ aus Augsburg

Hier produzieren Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und Behinderungen hochwertige Produkte im Bereich Naturschutz (Nistkästen, Vogelfutter- und Wildbienenhäuser). Die Mitglieder der Sozialgenossenschaft erhalten so die Möglichkeit, sich aktiv am Arbeitsleben zu beteiligen und das Gefühl, dazuzugehören. Sie erbringen eine sinnvolle Leistung und können ihre Fähigkeiten, ihre Motivation und ihre oft hohe Qualifikation vielseitig einbringen. Zudem bietet die Genossenschaft einen geschützten Rahmen, um in einem arbeitstherapeutischen Ansatz gegebenenfalls auch wieder auf die üblichen Bedingungen am Arbeitsplatz vorzubereiten. Weitere Informationen auf der Webseite der "MutMacherMenschen eG".

 

TYP 2: Die solidarische Sozialgenossenschaft (auch Fördergenossenschaft genannt)

Basiert auf den Strukturen von Bürgerschaftlichem Engagement.

  • Nicht unmittelbar Betroffene erbringen Leistungen zugunsten sozial benachteiligter Personen.
  • Sowohl Mitglieder als auch Nicht-Mitglieder profitieren von dieser
    "Solidargemeinschaft".

Ein typisches Beispiel: Die „HandinHand Mehrgenerationengenossenschaft eG“ aus dem Landkreis München

Diese von Vertretern der AWO, der Caritas, des BRK und des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes ins Leben gerufene Sozialgenossenschaft will landkreisweit ein soziales Netz für bürgerschaftliches Engagement schaffen, um vorrangig älteren Menschen zu helfen, die aufgrund körperlicher oder geistiger Einschränkungen Unterstützung bei ihrer eigenständigen Lebensführung benötigen. Durch verschiedene Hilfsangebote wie Besuchsdienste, Einkaufsunterstützung, Begleitdienste oder aber auch betreutes Wohnen soll den Betroffenen ein selbständiges Leben ermöglicht werden. Weitere Informationen auf der Webseite der „HandinHand Mehrgenerationengenossenschaft eG“.

TYP 3: Die professionelle Sozialgenossenschaft (auch Professionsgenossenschaft bzw. Produktivgenossenschaft genannt)

  • Hauptsächlich im Bereich sozialer und gesundheitlicher Dienstleistungen zu finden.
  • Qualifizierte Berufsgruppen des Sozial- und Gesundheitswesens schließen sich hier zusammen (z.B. im Bereich der Pflegedienstleistung).
  • Die Mitarbeitenden genießen auf der Basis des Demokratieprinzips gleiche Rechte, können sich besser mit dem Unternehmen identifizieren und dieses entsprechend mitgestalten.
  • Die professionsethische Haltung wirkt somit noch authentischer - vor allem auch den Auftraggeberinnen und -gebern gegenüber.

Ein typisches Beispiel: SAPV Südfranken eG ("spezialisierte ambulante Palliativversorgung")

Bei der „SAPV Südfranken eG“ haben sich das Kreiskrankenhaus Roth und das Klinikum Altmühlfranken sowie die Hospizvereine Gunzenhausen und Hilpoltstein-Roth zusammengeschlossen, um schwerkranke Menschen in den Landkreisen Roth und Weißenburg-Gunzenhausen eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) anbieten zu können. Durch eine umfassende Betreuung und Versorgung können die Patientinnen und Patienten bis zuletzt in ihrem gewohnten Umfeld verbleiben. Weitere Informationen auf der Webseite der SAPV Südfranken eG.

Zukunftsinitiative Sozialgenossenschaften
Prof. Dr. Susanne Elsen

Portrait Dr. Susanne Elsen„Die Genossenschaft bietet mit ihren Strukturprinzipien der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung eine ideale Organisationsform für den sozialen Bereich. Sie ist ein Modell der modernen Bürgergesellschaft wenn diese Prinzipien wirklich gelebt werden.”


Prof. Dr. Susanne Elsen
Faculty of Education, Vicedean Research and Coordination PhD, Free University of Bolzano
Mitglied des Expertenrates "Sozialgenossenschaften - selbst organisierte Solidarität"